Vor einigen Wochen entdeckte unsere Vereinskollegin Kirsten Löser die Hündin Maggie bei einem Besuch in unserem Partner-Tierheim in Moskau. Es war Liebe auf den ersten Blick. Inzwischen hat sich Maggie in ihrem neuen Zuhause in Dänemark perfekt eingelebt. "Alle lieben sie. Meine zwei anderen Hunde, mein Freund - und ich", schwärmt Kirsten.
Es war ein Zufall, dass ich unsere Maggie beim Besuch im Moskauer Tierheim Eichenwald unter den 2000 Hunden dort entdeckt habe. Sie wurde mir zum Spaziergang
zugeteilt. Eine pummelige, eher unauffällige aber stattliche Hündin im fortgeschrittenen Alter von ca 7 Jahren. Ein Hund, an dem die meisten achtlos vorbeigehen würden, da sie weder jung und
niedlich ist noch in irgendeiner anderen Weise die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zieht.
Ich nahm die Leine, und schaute in ihre Augen - freundlich, ruhig und unglaublich ausdrucksstark. Bei unserem ersten Spaziergang zeigte sie sich gelassen und souverän, obwohl ihr die Freude darüber, endlich einmal der Enge des Zwingers, dem Gestank, Lärm und Stress des Tierheims entkommen zu sein und sich im grünen Gras zu wälzen und zu schnuppern, deutlich anzumerken war. Sie schaute oft zu mir hoch, stupste mich mit ihrer kräftigen Nase an, und ich verliebte mich immer mehr in diese wunderbare, freundliche Hündin, die, wie ich später erfuhr, bereits viele Jahre in ihrem Zwinger saß und wartete.
Wir wollten eigentlich keinen weiteren Hund, da bereits zwei junge Russen bei uns leben, die nicht immer ganz einfach sind. Lenchik, unser Dreibeiner, wurde als Welpe schwer misshandelt und konnte nur langsam wieder das Vertrauen zu Menschen finden. Fedor, als Welpe in einem Müllsack mit seinen Geschwistern in einer Tötungsstation gefunden und in letzter Minute gerettet, stellt uns auch vor Herausforderungen. Bei einer russischen Pflegestelle in einem Zwinger nur mit seinen Geschwistern und ohne erwachsene Hunde aufgewachsen, ist er ängstlich fremden Hunden gegenüber und als Mischling mit hohem Malinois und auch Windhund Anteil ein Hund, der nicht nur eine Aufgabe braucht und arbeiten will, sondern auch extrem impulsiv und bewegungsfreudig ist. Die Entscheidung für einen weiteren Hund war daher nicht einfach. Mein Gefühl sagte mir aber, dass Maggie der ruhende Pol und das Leittier sein würde, an dem die beiden jungen Hunde sich orientieren können. Nach einem zweiten Spaziergang am übernächsten Tag, bei dem Maggie schon den Braten roch und mich begeistert begrüßte und für ihre Verhältnisse überschwänglich durch den Park sprang, stand meine Entscheidung fest: Maggie kommt zu uns nach Hause. Hierzu muss ich noch sagen, dass wir in Dänemark auf dem Land leben und reichlich Platz haben.
Ich habe die Entscheidung nie bereut. Glücklicherweise war auch mein Mann Bjarne, dem ich eigentlich versprochen hatte, nicht mit einem weiteren Hund zu kommen, sofort verliebt in Maggie. Sie ist ein wundervoller Hund, und bezaubert mit ihrer ruhigen, liebevollen Art und präsenten Persönlichkeit jeden, der sie kennenlernt. Für Fedor und Lenchik ist sie genau der ruhende Pol, den ich mir erhofft hatte. Als souveräne Leithündin, die hervorragend sowohl mit Menschen wie auch anderen Hunden klarkommt, ist sie außerdem ein gutes Beispiel für die beiden jungen Hunde, die sich an ihr orientieren. Ich habe jetzt ein Rudel voller Harmonie mit zwei Junghunden, die wesentlich entspannter sind und auch viel unbeschwerter miteinander umgehen und spielen.
Und wenn ich sehe, wie Maggie, die fünf Jahre lang unter kümmerlichsten Bedingungen in einem kleinen Zwinger mit zwei anderen Hunden gehaust hat, ihr neues Leben genießt, geht mir das Herz auf. Sie liebt es, in ihrem Hundebett oder auf dem Sofa zu dösen, im Garten nach ausgestreutem Futter zu suchen und sich im Gras zu wälzen. Sie kam Mitte August zu uns, aber es ist, als ob sie schon immer bei uns gewesen ist.
Deshalb meine Bitte - auch an die älteren Hunde denken, die auf den ersten Blick vielleicht unscheinbar und nicht so attraktiv wie Junghunde und Welpen sind, sich auf den zweiten Blick aber als echte Juwelen entpuppen - auch um als Zweit- oder Dritthund den 'jungen Wilden' Gelassenheit zu vermitteln. Natürlich kommt es hierbei auf den jeweiligen Hund an, aber wir beraten Interessenten gerne und ich hoffe, dass es noch viele Happy Ends auch für ältere Semester wie unsere Maggie gibt.